Schlaflos diese Nacht
gewandert - so sieht es aus -
eine Schnecke
Heute früh zu sehen:
Die Wege der ganzen Nacht -
eine Schnecke
Tan Taigi (1709-1771)
Vor der Eingangstür
die ganze Nacht unterwegs-
Schnecken
Die Räuberbande
hinterließ Spuren -
Schnecken im Garten
Räuber in der Nacht
hinterlassen ihre Spur -
Schnecken im Garten
Nächtlicher Diebe Spur - Schnecken
Spuren nächtlicher Räuber - Schnecken
gewandert - so sieht es aus -
eine Schnecke
Heute früh zu sehen:
Die Wege der ganzen Nacht -
eine Schnecke
Tan Taigi (1709-1771)
Diese Haiku sind in der sehr empfehlenswerten Sammlung von Ekkehard May: CHÛKÔ - Die neue Blüte, Dieterich´sche Verlagsbuchhandlung, erschienen. Sie haben mich veranlasst, Variationen zum Thema zu schreiben. Zumal ich die Schneckenspuren jeden Morgen vor der Haustür sehe. Da aber die Schnecken auch erheblichen Schaden im Garten anrichten, assoziierte ich nicht nur die Schleimspuren, sondern auch die Fraßspuren der Schnecken.
Vor der Eingangstür
die ganze Nacht unterwegs-
Schnecken
Die Räuberbande
hinterließ Spuren -
Schnecken im Garten
Räuber in der Nacht
hinterlassen ihre Spur -
Schnecken im Garten
Nächtlicher Diebe Spur - Schnecken
Spuren nächtlicher Räuber - Schnecken
Diese letzten Varianten mögen irritieren. Ich stelle sie mir als mit raschen Tuschelinien gemalt vor. Das Schriftbild imitiert die Schleimspur der Schnecke. Dazu das Bild einer Schnecke an einem Blütenblatt.
Japanische Haiku sind nicht in drei Reihen untereinander geschrieben, sondern in einem Satz. Die japanischen Laute entsprechen auch nicht unseren Silben. Ein deutschsprachiges Haiku müsste demnach eher weniger als 17 Silben lang sein. Das starre Festhalten am 17-Silben-Schema beruht eigentlich auf einem Missverständnis. Letztendlich ist der mit den Mitteln der Sprache erzielte Ausdruck entscheidend. Die Schönheit eines Verses ist nicht von der Silbenzahl abhängig. Wer das Haiku zuerst auf seine angebliche Korrektheit überprüft und die Silben nachzählt, versperrt sich selbst den Zugang zur Schönheit der Sprache. Achten Sie auf den Klang, den Rhythmus, die Melodie, die Bilder, die in Ihnen entstehen, wenn Sie ein Haiku lesen.
Japanische Haiku sind nicht in drei Reihen untereinander geschrieben, sondern in einem Satz. Die japanischen Laute entsprechen auch nicht unseren Silben. Ein deutschsprachiges Haiku müsste demnach eher weniger als 17 Silben lang sein. Das starre Festhalten am 17-Silben-Schema beruht eigentlich auf einem Missverständnis. Letztendlich ist der mit den Mitteln der Sprache erzielte Ausdruck entscheidend. Die Schönheit eines Verses ist nicht von der Silbenzahl abhängig. Wer das Haiku zuerst auf seine angebliche Korrektheit überprüft und die Silben nachzählt, versperrt sich selbst den Zugang zur Schönheit der Sprache. Achten Sie auf den Klang, den Rhythmus, die Melodie, die Bilder, die in Ihnen entstehen, wenn Sie ein Haiku lesen.
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